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Von Thomas Strigel am 16.12.2018 Cloud Services

Cloud-Integration im Mittelstand - ein Widerspruch?

Viele mittelständische Unternehmen haben bereits Digitalisierungsinitiativen gestartet und setzen diese derzeit mit Hochdruck quer durch die Organisation um. In Folge 1 meiner Mini-Serie beschäftige ich mich mit der Rolle, die die Fachbereiche und die Unternehmens-IT bei der Cloud-Integration spielen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Die Treiber der Digitalisierungsanstrengungen sind in erster Linie die Fachbereiche im Unternehmen - von der Produktentwicklung bis zur Produktion. Die Fachbereiche wollen (und müssen) die digitale Transformation des Business möglichst schnell vorantreiben, um den Anschluss an den Markt nicht zu verlieren oder um sich neue Märkte zu erschließen. Die IT wird dabei als Enabler benötigt, hat jedoch in vielen Fällen ihre neue Rolle noch nicht adaptieren können.

Die Digitalisierung vorantreiben: Herausforderungen und Chancen für Unternehmen

In diesem Prozess suchen die Fachbereiche agile IT-Lösungen, also die kurzfristige Bereitstellung von Kapazitäten und Services, die Integration von neuen Services in bestehende Strukturen oder ready-to-use Lösungen. Die Digitalisierungsinitiativen treiben damit einen Keil zwischen Fachbereiche und IT. Die Unternehmens-IT kann dieses Tempo kaum mithalten: Weder stehen die Budgets für den Aufbau und die Vorhaltung flexibler Ressourcen bereit, noch ist die Zeit, das Knowhow und das Personal dafür vorhanden. Von der Integration neuer, cloudbasierter Services ganz zu schweigen.

Welche Rolle spielen die Fachbereiche bei der Vorantreibung der Digitalisierung in Unternehmen?

Die Fachbereiche suchen sich, um das Tempo aufrecht zu erhalten, an der Unternehmens-IT vorbei Services aus der Cloud. Das ist ja auf den ersten Blick auch ganz einfach: Produkt auswählen, mit Kreditkarte bezahlen und der Service steht - meist sofort per Browser nutzbar - zur Verfügung. Die IT wird nicht weiter mit neuen Themen belastet. Alle sind zufrieden. Wirklich?

Wie wirkt sich die digitale Transformation auf die Unternehmens-IT aus und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?

Der Fachbereich hat auf den ersten Blick eine schnelle Lösung. Aber meist sind es disruptive Insellösungen, bei der die Komplexität in der Prozesseinbindung in die bestehende Unternehmensstruktur liegt. Zudem geht die Kostentransparenz durch diese alternativen Beschaffungswege für Services verloren. Es erfolgt eine verdeckte Umschichtung der IT-Budgets weg von der IT. Die Verbrauchsmengen der IT sinken. Das Budget der IT kommt unter Druck. Die IT-Kosten sind jedoch unter Umständen gar nicht geringer, sondern nur anteilig versteckt. Der wichtigste Punkt aber ist, dass die IT-Governance und damit auch die IT-Security des Unternehmens unterhöhlt wird. Eine strategische Steuerung der IT ist so nur schwer möglich. Zudem ist fraglich, ob tatsächlich die am besten geeigneten Cloud-Services gewählt wurden und nicht sogar die Falle eines Vendor-Lock-Ins lauert.

Inwiefern führen Digitalisierungsinitiativen zu einer Kluft zwischen Fachbereichen und IT und welche Konsequenzen hat dies?

Der erste Schritt ist, dass Fachbereiche und IT gemeinsam Klarheit darüber schaffen, welche Services mit welcher Flexibilität für welche Prozesse benötigt werden und welche Unternehmensdaten dahinterstehen, und diese Anforderungen konkret formulieren. Der Bedarf an verschiedenen Cloud-Services innerhalb des Unternehmens muss gebündelt werden. So ergibt sich ein vollständigeres Bild von den wirtschaftlichen und IT-technischen Effekten der Cloud-Nutzung. Die Fachbereiche müssen durch das Produkt-Portfolio in die Lage versetzt werden, im Rahmen einer erweiterten IT-Governance selbstständig und flexibel auf ihre Anforderungen aus dem Markt reagieren zu können. Die Unternehmens-IT darf dabei einerseits nicht so stark regulierend einwirken, dass die Flexibilität leidet, und andererseits muss sie in der Lage sein, die IT-Sicherheit steuern zu können.

Welchen Mehrwert bieten Cloud-Service-Provider?

Werden nun Services mehrerer Cloud-Anbieter koordiniert und über eine einheitliche Service-Plattform den Fachbereichen und auch der Unternehmens-IT selbst zur Verfügung gestellt, dann entsteht ein geordneter interner Markt für Cloud-Services, der sowohl die Flexibilität, als auch die Transparenz bietet, die das Unternehmen benötigt. Die Koordination mehrerer Cloud-Anbieter, die Orchestrierung der Services und damit auch die konsolidierte, Cloud-übergreifende Bereitstellung des Reporting und Billing ist jedoch eine Disziplin, die heute noch wenige IT-Bereiche in Unternehmen beherrschen.
Hier kann ein Dienstleister, der die Cloud-Services als Cloud-Service-Broker bündelt und dem Unternehmen über einen Servicekatalog einheitlich anbietet und konsolidiert abrechnet, einen großen Mehrwert erbringen. Der Cloud-Service-Broker stellt die Cloud-Management-Plattform zur Verfügung, über die die Cloud-Services bereitgestellt werden. Die IT wie auch die Fachbereiche wählen über ein Serviceportal definierte Services aus einem Katalog, überwachen ihre Kosten und sehen Reports zu Nutzung und Kapazitäten. Die Anbindung der Public-Cloud-Provider, wie auch die Orchestrierung der Services, erledigt der Cloud-Service-Broker.

Welche Veränderungen stehen der Unternehmens-IT in Zukunft bevor, insbesondere im Hinblick auf serverless Computing und Microservices?

Die wirklichen Vorteile von Cloud-Services zeigen sich dann, wenn sich die Applikationen von Serverstrukturen lösen. Ein einfaches Beispiel hierfür ist “serverless” SQL, bei dem SQL-Statements direkt auf Datenbestände angewandt werden, ohne dass eine Serverinstanz vorhanden ist, auf der ein Datenbanksystem betrieben werden muss. Das Angebot an solchen “serverless” Services wächst zunehmend. Der nächste Schritt sind Applikationen, welche durchgehend aus Microservices bestehen. Diese Microservices stellen Funktionen bereit, welche in unterschiedlichen Kontexten verwendet werden, aber nicht durch den Anwender gepflegt werden müssen. Applikationen aus Microservices skalieren sich selbst intelligent, indem sie sich entsprechend der aktuellen Leistungsanforderung selbst Ressourcen wie “Compute” oder “Store” provisionieren. Microservices werden flexibel zwischen den jeweilig am besten geeigneten Cloud-Providern verschoben. Der Ort der “Applikation” ist nicht mehr fixiert.
In die nähere Zukunft projiziert bedeutet das, dass sich die Unternehmens-IT viel mehr dem Thema der Steuerung von Cloud-Services widmen muss. Der Betrieb der IT mit Infrastrukturen aus Servern, Storage und Datacenter, wie er sich heute darstellt, wird nicht mehr notwendig sein.

Thomas Strigel

Business Development Managed Solutions und Consulting, SPIRIT/21

Thomas is an all-rounder when it comes to managed services and cloud solutions. He is always willing to listen to your questions and suggestions.

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